Der Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann als „Geheimes Deutschland“ –
Das Sanatorium Kohnstamm als Kulminationspunkt indirekt transformierten Kunst- und Literaturschaffens in der Tradition der Freimaurerei
http://gutenberg.spiegel.de/buch/6893/3
1.Das Sanatorium Kohnstamm als Handlungsort des Freimaurer-Romans „Der Zauberberg“ in historischem Kontext
Sowohl der Roman „Der Zauberberg“ von Thomas Mann als auch das bekannte Märchen „Peterchens Mondfahrt“, handeln im Sanatorium von Dr. Oskar Kohnstamm (1871-1917). Erst im Jahre 2013 wurden Hintergründe zur Entstehung des Romans veröffentlicht, denen das Märchen von Gerdt von Bassewitz zugrunde liegt, das bei einer Kur im Sanatorium Kohnstamm in Königstein im Taunus im Jahre 1911 entstand. Im Jahre 2013 brachte das Institut für Kinder- und Jugendliterturforschung eine Miszelle darüber heraus, dass insbesondere das Märchen, aber auch der Roman im Sanatorium Kohnstamm spielten. ("Trouvaillen zur Entstehungsgeschichte von Peterchens Mondfahrt von Gerdt von Bassewitz", Frankfurt am Main 2013). Im Jahre 2001 war erstmals im Rahmen des vom Magistrat der Stadt mit dem Titel „150 Jahre Kur in Königstein“ herausgegebenen Buches schriftlich niedergelegt, dass die Entstehungsgeschichte des Märchens innerhalb der Stadt mündlich überliefert ist. Solcherart als Handlungsort eines literarischen Werkes ausgewiesen war der Schritt nicht weit, den Roman „Der Zauberberg“ gleichfalls in diesem durch seine berühmten Gäste und Patienten hervorragenden Sanatorium zu vermuten. Die Lektüre des Zauberberg-Romans lässt erkennen, dass eher ein psychologisches Moment gegeben ist, als dass es sich explizit mit Tuberkulose und Schilderungen des vorgeblichen alpinen Handlungsortes Davos beschäftigt. Der Begriff „Zauberberg“ bildet als Anagramm auch das Wort „Zauberburg“ und hat etymologisch die gleiche Bedeutung, wobei Königstein von einer grossen geschichtsträchtigen Burgruine überragt wird. Königstein war ein bekannter „Judenkurort“ (wozu vor allem das Sanatorium Kohnstamm beitrug) und verdient damit besondere Beachtung, da die Familie Mann zum Teil jüdischer Abstammung und auch mit den Kohnstamms verwandt war (Verwandtschaft über die Familie Andreae, die in die Familie Rathenau hineingeheiratet hatte). Zudem zeigte der Umstand, dass der berühmte Maler Ernst Ludwig Kirchner in Davos 20 Jahre verbracht hatte, aber auch im Sanatorium Kohnstamm mehrmals verweilte und dort Wandgemälde schuf, eine Parallele auf, die auf den Handlungsort Königstein des Romans hinwies. Nach Kenntnis des Romans fallen vor allem die Parallelitäten von Kirchners Wandgemälden „Badeszenen auf Fehmarn“ mit den Schilderungen der „Sonnen- und Meereskindern“ im Roman ins Auge. Da die Figur des „Hofrat Behrens“ malte, ist in seinem Namen als Anagramm der Vorname des Brücke-Künstlers „Ernst“ zu erkennen.
1.1.Hinweise auf das „Geheime Deutschland“
Während die Namen der Kinder des Sanatoriumsbetreibers „Anneliese“ und „Peter“ ein eindeutiges Indiz für den Handlungsort des Märchens bilden, so sind gerade die Namen der Protagonisten des Romans mit denjenigen Personen, die dem Sanatorium verbunden waren, in Form von Anagrammen leicht zu erraten. Auch kann „Davos“ als Anagramm aus „Vordertaunus“ gelten. Gerade der Schreibstil Thomas Manns, der immer nach einem realen Vorbild seine Schilderungen verfasste (Katia Mann, 1972), ist mit dem wenigen, was durch die Kur Katia Manns in Davos überliefert ist, nicht zufriedenstellend erklärt.
Es ist davon auszugehen, dass erst die Nachwelt diese Umstände erforschen sollte, aus dem Sinne heraus, wie einst Rainer Maria Rilke an Stefan George schrieb: „Ich möchte werden wie die ganz Geheimen: Nicht auf der Stirne die Gedanken denken, nur eine Sehnsucht reihen in den Reimen, mit allen Blicken nur ein leises Keimen, mit meinem Schweigen nur ein Schauen denken.“ (Riedel, 2006, S. 29) Ausser diesen die Geheimhaltung erklärenden Worten war Thomas Mann nach dem 2. Weltkrieg an einer Aufklärung des Sachverhaltes wohl nicht mehr interessiert, seine Distanz beruhte „auf Entdeckung abgründiger Verbrechen in den vom NS-Staat betriebenen Konzentrationslagern an politisch und rassistisch Verfolgten.“ (Riedel, 2006, S. 15)